Spätmittelalter (1250 -1500)

Bevor wir genauer auf die Literaturepoche des Spätmittelalters eingehen, möchte ich dir noch kurz etwas über die geschichtlichen Ereignisse dieser Zeit erzählen.

Die Städte in Deutschland gewannen immer mehr politische und wirtschaftliche Macht. Dadurch entstanden dort neue Bildungszentren neben den Höfen. Das Rittertum ging unter. So erreichte das aufstrebende Bürgertum immer mehr politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Einfluss. Die Naturwissenschaften bekamen einen Aufschwung, so dass immer mehr Schulen und Universitäten gegründet wurden. Auch die Erfindung des Buchdrucks und der Rückgang des Analphabetismus erleichterten die Bildung. Das gesellschaftliche und kulturelle Leben blühte auf. Dies nahm ein jähes Ende durch die Pestepidemien in ganz Europa. Ebenso Hungersnöte und zahlreiche Bauernaufstände sorgten für eine Krisenstimmung. Die Menschen suchten dadurch immer mehr nach direkten Gotteserfahrungen. Dieser Prozess endete mit der Reformation unter Martin Luther.

Der Minnegesang teilte sich im Spätmittelalter in den Meistergesang und das Volkslied auf. Der Höfischer Epos und der Heldenepos wurden weiterhin verwendet, gingen aber zu Gunsten der Erzählprosa zurück. Im 13. Jahrhundert entstanden die ersten deutschsprachigen Schauspiele, aus denen sich später die Fastnachtsspiele entwickelten. Diese Schauspiele basieren auf vielen geistlichen Spielen. So bildeten sich nach der Ausbreitung der Pest viele Geißlerlieder und Totentänze. Die geistliche Dichtung wurde aber vor allem von Dramen geprägt. Dazu gehörten Osterspiele, Weihnachtsspiele oder Passionsspiele. Diese Spiele wurden besonders vom Volk geliebt, da sie Abwechslung in das Leben brachten und auf großen Plätzen, für jeden zugänglich, aufgeführt wurden.

Es entstand Frühneuhochdeutsch. Aber nicht durch die Dichtung, sondern durch die Fachliteratur. Diese war deutlich verbreiteter als die Dichtung. Für die Menschen aller Stände war die Fachliteratur zunehmend bedeutsamer.